Hallo 3000 GT und andere,
zunächst, das muss kein Grund zu Sorge oder Ratlosigkeit sein
.
@alle
„Wer misst, misst Mist“ – ein altbekannter Spruch bei Insidern.
Leistungsmessung auf Rollenprüfständen
Hierbei wird die Radleistung gemessen, abzüglich der Verlustleistung für Getriebe / Antrieb (Schleppleistungsverluste) und unter Berücksichtigung von Temperaturen, Luftdruck usw. und nach DIN 70020 (oder EWG80/1269, ISO1585) auf die Motorleistung hochgerechnet.
In der Praxis kommt es dabei jedoch aus verschiedenen Gründen zur Verfälschung des Ergebnisses, insbesondere bei Turbofahrzeugen (bei diesen meist weniger PS / kW)
- Generell +, - 5% Messtoleranz des Prüfstands
- Fehler bei der Messprozedur, z.B. Plazierung der Sensoren für Temperatur, "absichtlich" (z.B. bei Tunern vorher/nachher)
- Unzureichende Kühlluftzuführung
- Bei leistungsstarken Turbomotoren mit Ladeluftkühler kommt hinzu, das der Einfluss nicht richtig gekühlter Ladeluft sich extrem bemerkbar macht. Außer zu geringer Kühlung der Ladeluft wird dann bei zu hoher Lufttemperatur über die Elektronik die Motorleistung zurückgefahren.
- Unzureichende Berücksichtigung fahrzeugspezifischer Besonderheiten
Siehe z.B.
http://www.maha.de/de/files/PruefanleitungLPS_AUDI.PDF u. a. wg. Messprozedur .z.B. Quattro / Allrad was auch für den GT zutrifft.
Es gab da mal vor einiger Zeit zu diesem Thema einen längeren Beitrag in der sport-auto. Dabei wurde ein Audi RS4 auf verschiedenen Rollenprüfständen gemessen. Es waren auf einem Prüfstand 431 PS, auf einem anderen 395PS. Ich weiß jetzt nicht mehr wo, aber es gab da auch Messungen eines anderen RS4: Prüfstand A: 340 PS, gleiches Fahrzeug auf Prüfstand B: 420PS. Ausgebauter Motor bei AUDI im Werk gemessen: 385PS.
Dies dürften zwar schon relativ extreme Abweichungen sein, aber z.B. 30PS Unterschied ist in diesem Leistungsbereich nichts besonderes.
D.h. das Ganze macht an sich nur Sinn, wenn man Fahrzeuge die man vergleichen möchte (oder Veränderungen am Fahrzeug X) auf dem gleichen Prüfstand misst. Dieser sollte außerdem „geeicht“ sein, z.B. ausgebauten Motor messen, einbauen, Ergebnis auf Rollenprüfstand sollte unter Berücksichtigung aller beeinflussenden Parameter gleich Motorleitung (ausgebaut) sein.
Wegen dieser Problematik wird z.B. für Gutachten u.ä. häufig der Rollenprüfstand beim TÜV Böblingen genutzt.
Von Insidern wird z.B. deswegen die derartige Leitungsmessung von Porsche turbos (Turbos + Heckeinbau) als sinnlos/total verfälschend gesehen. Auch die Rollenprüfstände mancher Tuner sind "bekannt"
Ich war mal vor einiger Zeit dienstlich für ein paar Tage bei einem Prüfstandhersteller und hätte an sich den GT dort mal kostenlos messen lassen können. Sogar der zuständige Fachmann hat mir abgeraten. Außer den relativ unsicheren/ungenauen Ergebnissen kann es auch ungesund für das Fahrzeug sein, insbesondere bei sehr leistungsstarken Motoren. Z.B. wird kaum ein Prüfstand die für einen „Winter-GT“ erforderliche Luftmenge beibringen. Die derzeit verwendeten, stärksten Gebläse erlauben eine Luftzufuhr die ca. 180km/h Fahrtwind entsprechen, also z.B. für die o.g. Messung von 3000 GT viel zu wenig.
Auch würde ich da keine guten Reifen verwenden (erhöhte Belastung infolge Anpassung/Verformung an Rollenform).
@3000GT
zum speziellen vorliegenden Fall
- Tachoabweichung für GT normal
- Messprozedur fraglich. Wie kann man die max. Leistung des Motors messen, wenn man nicht (?) auf die entsprechende Drehzahl kommt? Der 5. Gang geht bis ca. 292km/h, bei 248km/h Schluss? Falls Du ein Leistungsdiagramm hättest, könnte dies evtl. zur Aufklärung hilfreich sein. Interessant wäre auch der Anteil Verlustleistung.
- Falls die Lamellen deiner LLK etwas flachgedrückt sind, kann man diese ja (zwar fummelig) wieder richten.
Meine persönliche Vermutung : Entweder Fehler Messprozedur oder zu geringe Luftzuführung.
Alternative Methoden / Fahrleistungen
Aufgrund der oben beschrieben Problematik, erscheint es mir deshalb sinnvoller stattdessen Fahrleistungen zu ermitteln und über diese dann die Motorleistung hochzurechnen.
Beispielsweise wäre hier sinnvoll bzw. praktikabel:
- 100 - 200km/h im 4. Gang und dto. im 5..Gang (bzw. für Gen.I 3. bzw. 4.Gang)
- 100 - 200km/h durchgeschaltet (z.B. Gen. II 3. Gang + 4.Gang)
Theoretisch hört sich das recht einfach an, praktisch steckt der Teufel im Detail (z.B. Strecke, Verkehrsaufkommen, Wetter) und es gibt einiges zu beachten:
- gerade, ebene, trockene Strecke (z.B. im Fränkischen recht selten, sehr gut dagegen z.B. A 2 Magdeburg- Berlin)
- windstill (keine Beeinflussung durch Gegen-, Rücken-, Seitenwind)
- zwecks Vergleichbarkeit Gewicht festhalten (z.B. Tankinhalt, Zuladung)
- gleicher Fahrbahnbelag, Reifentyp, Luftdruck
- Klimaanlage aus
- Lufttemperatur und Luftdruck feststellen (Luftdruck kann z.B. über
http://www.wetteronline.de , X-Stadt eingeben, akt. Wetter, Luftdruck ausreichend genau für das „Fahrgebiet“ ermittelt werden).
- keine "ausgefallenen" Bedingungen, z.B. Schwüle oder Messung nach viel Kurzstreckenbetrieb
- Messwerte: Tacho- oder „echte“ km-Angaben? Bei Tacho-km Reifengrösse, Profiltiefe?
- Messverfahren: z.B. 90km/h fahren, voll beschleunigen und dann bei 100km/h Stoppuhr betätigen (ähnlich machen es auch die Profis der Fachzeitschriften), Stoppuhrbetätigung bei 200km/h.
- Messungen in Gegenrichtung und Durchschnittswerte aus hin und her sowie mehrere Messungen verbessern die Messgenauigkeit.
Anhand der gemessenen Werte kann man dann über ein Berechnungsprogramm die Motorleistung ermitteln.
Diese Verfahren hat zwar auch einige mögliche Fehlerquellen / Ungenauigkeiten, aber insgesamt eher genauer als die Rollenprüfstandsmessung.
Man sollte auf einer „Hausstrecke“ mal seine Werte ermitteln, dies empfiehlt sich z. B. auch vor /nach Werkstattbesuchen/ Tuningmaßnahmen.
Wer dies machen möchte, kann mir (mit genaueren Angaben wie Werte entstanden, s. o.)
seine Werte zukommen lassen, ich rechne dann mal durch.
Gruß
mitsublue